Sechs Jahre nach dem Bau meiner ersten selbst hergestellten und eigentlich als Provisorum gedachten Beleuchtung war es an der Zeit, das bewährte Verfahren noch einmal neu aufzulegen und das, was damals mit unzureichendem Werkzeug und unter Verwendung von teilweise gebrauchten Materialien umgesetzt wurde, endlich richtig zu wiederholen. Dieses Mal sollte die Beleuchtung auch mit der vollen Länge meines Amazonas-Aquariums (160 cm Länge) identisch sein, um es möglichst flächendeckend ausleuchten zu können.
Auf meiner Einkaufsliste standen dieses Jahr:
- Kanthölzer für das Gestell (z.B. 40*20 mm stark)
- Eine dünne Presspanplatten als Montageplatte (1600*500*2 mm)
- Eine neue Lampenfassung für das UV-haltige Licht
- Die passende Lampe für die Pflanzen
- Eine Lampenfassung für eine LED-Röhre
- Die passende LED-Röhre mit Starterersatz
- 2 GU10-Spots für die Deckenmontage
- GU10-LED-Leuchtmittel, warmweiß
- Mehrfachstecker
- Zeitschaltuhren oder Funksteckdosen (letztere für die Steuerung mit einem Computer)
- Futterautomat Rondomatic
- Eine kleine Acrylglasplatte für die Futteröffnung mit Trichter
- Verkleidung aus PE-HD-Kunststoff
- 4 Stücke Gliederkette zum Aufhängen (mit passenden Haken für Decken- und Lampenmontage)
- Metallwinkel, Schrauben und Nägel
- gewöhnliche Aluminiumfolie als Reflektormaterial
- Alleskleber
- Sekundenkleber
- Klebeband
Rahmen mit Montageplatte
Das Gestell oder der tragende Rahmen kann komplett aus den Kanthölzern und mit Schrauben gefertigt werden, so werden keine Metallwinkel benötigt. Für meinen Aufbau habe ich mich dafür entschieden, die beiden langen Stücke mit vier Streben zu verbinden. Beim Verschrauben ist daran zu denken, dass dass relativ dünne Holz Risse bekommen kann, daher sollten die Löcher für die Schrauben mit einem dünnen Bohrer vorbereitet werden. Die Schrauben sollten mindestens 60 mm lang sein. Beim Platzieren der Streben sollte bedacht werden, dass die langen Lampenfassungen darin verschraubt werden sollten, um später Last von der Platte zu nehmen.
Mein fertiger Rahmen hat die Maße 159,5*50 cm, damit später die beiden Seitenteile der Verkleidung von der vorderen und der hinteren Verkleidung verdeckt werden.
Wenn alle Winkel stimmen und der Rahmen in der Ebenen Fläche nicht wackelt, kann die Montageplatte aufgebracht werden. Sie kann mit Nägeln befestigt werden. Da sie später durch die daran hängenden Lampen Zuglast erfahren wird, sollten nicht zu wenige Nägel eingesetzt werden. Ich habe daher alle 6-7 cm einen Nagel gesetzt. An den Streben ist zu bedenken, dass sich Schrauben im Holz befinden, daher muss hier etwas Abstand gehalten werden.
Damit die Lampe später aufgehängt werden kann, werden Metallwinkel oder andere geeignete Befestigungen für die Gliederketten benötigt. Diese werden auf der von der Montageplatte abgewandten Seite angebracht.
In die Montageplatte können dann schon einmal Öffnungen für Spots, Kabeldurchführungen und gegebenenfalls den Futterautomaten geschnitten werden. Bei dünnem Material klappt das sogar mit einem Teppichmesser, einer Zange zum Herausbrechen und etwas Geduld. Wer lieber Maschinen einsetzen möchte, kann für eckige Öffnungen in den Winkeln Bohrlöcher setzen und dann mit der Stichsäge arbeiten; runde Öffnungen gelingen mit der Lochsäge.
Ist die Montageplatte vorbereitet, kann schon die erste
Schicht Reflektormaterial (also Alufolie) aufgebracht werden. Sie gehört auf die Seite, die nicht von den Streben unterbrochen wird.
Grundieren Sie die Fläche zunächst mit Alleskleber und beginnen Sie an einer der Kanten damit, die Folie aufzulegen. Streichen Sie die Folie mit einem weichen Gegenstand glatt. Falls Risse entstehen, retten Sie Ihre Arbeit mit gewöhnlichem transparenten Klebeband. Sind mehrere Bahnen notwendig, lassen Sie diese leicht
überlappen und verkleben Sie die Folien zusätzlich mit Klebeband.
Mit einem Teppichmesser können Sie die Folie über den Öffnungen aufschneiden und nach oben falten. Die Öffnung für den Futterautomaten kann insbesondere an den Kanten mit Klebeband geschützt werden, so lässt sie sich später reinigen, ohne die umgeklappte Aluminiumfolie zu beschädigen. An den Öffnungen für die Spots sollte aus Sicherheitsgründen auf Klebeband verzichtet werden, da sich die Lampen mit Sicherheit erwärmen werden.
Bohren Sie dann noch ein Loch, in dem später der Futterautomat fixiert werden kann. Beim Rondomatic sollte dieses etwa 8cm von der Außenkante der Futteröffnung liegen.
Lampen montieren
Öffnen Sie die Lampenfassungen, um an die Montagebohrungen zu kommen. Legen Sie sie auf die mit der Folie beschichtete Seite der Montageplatte an die gewünschten Positionen und markieren Sie die Positionen. Halten Sie dabei genügend Abstand zur Öffnung für den Futterautomaten und die Spots. Trotzdem sollten die Lampenfassungen nicht zu weit außen angebracht werden, damit das Licht später möglichst aus der Mitte strahlt.
Beim Anschließen der Lampenfassungen können Sie das Kabel kürzen, wenn Sie den Mehrfachstecker auf der Lampe ablegen wollen. So ersparen Sie sich einiges an Kabelgewirr. Beim Verkabeln sollte unbedingt auch der Schutzleiter verbunden werden. Im Inneren der Lampenfassungen ist dieser mit dem Gehäuse verbunden und
Bedenken Sie beim Befestigen der Lampenfassungen, dass diese nach Möglichkeit in den mittig angebrachten Streben befestigt werden sollten. Zusätzlichen Halt geben Sie den Fassungen mit Schrauben, die durch die Montageplatte geführt und auf der Gegenseite mit Muttern/Flügelmuttern fixiert werden. Denken Sie dabei auch an Unterlegscheiben.
Stellen Sie den Kompletten Aufbau nun auf eine der Seiten und sichern Sie ihn gegen Umfallen. Nun können Sie die Lampenfassungen montieren. In dieser Position lassen sich auch die Spots gut einsetzen, die sonst weit nach oben ragen und eine Montage im Liegen verhindern würden. Auch die Spots sollten mit Schutzleitern ausgestattet werden.
Bevor Sie mit dem Anbringen der Verkleidung fortfahren, sollten eventuell eingesetzte Leuchtmittel und Starter wieder entfernt werden, damit beim Hämmern und Tragen keine empfindlichen Teile beschädigt werden!
Verkleidung montieren
Für die Verkleidung kann ein Hartkunststoff in beliebiger Farbe verwendet werden. Ich habe mich wieder für schwarz entschieden. Kunststoffplatten sind vollständig matt glänzend erhältlich (manche auch mit unterschiedlichen Seiten). Bei mir sollen die matten Seiten nach außen schauen, weil die glänzenden Flächen durchs Putzen schnell schadhaft aussehen können. Die benötigten Stücke in den Maßen:
- 2 Stücke à 160*25 cm
- 2 Stücke à 50*25 cm
lassen sich mit einem neuen und feinen Sägeblatt an einer Stichsäge gut ausschneiden. Verwenden Sie eine sauber geschnittene Holzlatte, um die Säge entlang der zuvor aufgezeichneten Markierungen zu führen. So gelingt auch mit der Stichsäge auf langer Strecke ein präziser Schnitt.
Die Hohe von 25 wurde gewählt, um bei meinem sehr niedrig stehenden Aquarium nicht geblendet zu werden. Wenn Ihres höher steht, dürfen die Verkleidungsstücke auch flacher ausfallen.
Die Kanten müssen hinterher entgratet und geschliffen werden. Das Entgraten gelang mir mit einer harten Kunststoffbürste. Zum Abschleifen nutzen Sie am besten zuerst gröberes, dann feines Sandpapier auf einem Handschleifer.
Legen Sie den Aufbau mit einer der langen Seiten auf den Boden und legen Sie das erste Teil der Verkleidung oben auf. Ein Helfer wäre gut, um den Montagerahmen und die erste Platte in Position zu halten. Beginnen Sie an einer der äußeren Seiten damit, die Platte mit Nägeln am Rahmen zu fixieren, arbeiten Sie sich dann entlang der Strecke durch. Weil flexibles Material mit einem festen Rahmen verbunden werden soll, sollten die Plattenstücke nicht zuerst an den beiden äußeren Positionen vernagelt werden!
Wie oben schon erwähnt, ragen bei meinem Aufbau die langen Stücke ein wenig über die Seitenteile, daher müssen erstere leicht überstehen. Um die Verkleidungsstücke an den Kanten miteinander zu verbinden, können kleine Metallwinkel eingesetzt und mit Schrauben und Muttern fixiert werden.
Die Lampe aufhängen
Hängen Sie nun die den Aufbau auf. An der Decke sollten zwei starke Haken mit Spreizdübeln verschraubt werden. Ihre Positionierung erfordert einiges an Messung. Eventuell hilft eine nahegelegene Zimmerwand mit der Bestimmung der Abstände. Die Lampe sollte später nicht versetzt über dem Aquarium hängen. An die beiden Haken können zusätzlich höhenverstellbaren Haken für die Feinabstimmung gehängt werden. Hängen Sie die Enden der Gliederketten ein und bringen Sie sie mithilfe einer Wasserwaage ins Lot, indem Sie gegebenenfalls einige Kettenglieder auf- oder abrücken.
Wenn die Lampe endlich hängt, können Sie die Lampenstarter/den Starterersatz und die Leuchtmittel einsetzen.
Futterautomat montieren
Da bei meinem Aufbau der Futterautomat oberhalb der Lampen positioniert sein soll, ist der Abstand zur Futteröffnung größer als gewöhnlich. Damit kein Futter daneben fällt, habe ich mir aus Acrylglasstücken einen eckigen Futtertrichter gebaut und diesen auf die Futteröffnung gesetzt. Der Trichter, der keine Lücken in der Abdeckung lässt, verhindert außerdem, dass springfreudige Fische nicht durch die Öffnung nach außen gelangen (ist wirklich schon zweimal passiert!).
Der Futterautomat kann jetzt an seinen Platz gebracht und mit der mitgelieferten Schraube fixiert werden.
Schmankerl
Für meine Aquarien und auch andere Lichter in der Wohnung nutze ich seit einiger Zeit anstelle analoger Zeitschaltuhren eine Steuerung bestehend aus 433-MHz-Funksteckdosen in Verbindung mit einem Raspberry Pi und einem passenden Sender. Damit wird über den Tag ein Programm “abgespielt”, das mit den Spots Sonnenauf- beziehungsweise Sonnenuntergänge simuliert und unter Nutzung der beiden LED-Lampe und der UV-Leuchtstoffröhre verschiedene Helligkeitsstufen erzeugt.
Das Schaltprogramm (Achtung, etwas technisch!), setzt bei mir auf Cronjobs, die in Linux angelegt wurden und Shellskripte auslösen:
# LED ein (Arbeitswoche) 30 08 * * 1-5 ~/smarthome/amazonas/led1.sh # LED ein (Wochenende) 45 08 * * 0,6 ~/smarthome/amazonas/led1.sh # LED aus, Spot ein (Arbeitswoche) 45 08 * * 1-5 ~/smarthome/amazonas/led0-spot1.sh # LED aus, Spot ein (Wochenende) 00 09 * * 0,6 ~/smarthome/amazonas/led0-spot1.sh # Spot aus, Licht ein (Arbeitswoche) 00 09 * * 1-5 ~/smarthome/amazonas/spot0-licht1.sh # Spot aus, Licht ein (Wochenende) 15 09 * * 0,6 ~/smarthome/amazonas/spot0-licht1.sh # Rotlicht ein (Sommer) 15 10 * 3-9 * ~/smarthome/amazonas/rot1.sh # Rotlicht ein (Winter) 45 10 * 1,2,10,11,12 * ~/smarthome/amazonas/rot1.sh # Spot ein 00 12 * * * ~/smarthome/amazonas/spot1.sh # LED ein #00 13 * * * ~/smarthome/amazonas/led1.sh # LED aus #15 16 * * * ~/smarthome/amazonas/led0.sh # Spot aus 15 18 * * * ~/smarthome/amazonas/spot0.sh # Licht aus, Spot an 15 20 * * * ~/smarthome/amazonas/licht0-spot1.sh # Rotlicht aus 30 20 * * * ~/smarthome/amazonas/rot0.sh # Spot aus, LED ein (Arbeitswoche) 45 20 * * 1-5 ~/smarthome/amazonas/spot0-led1.sh # Spot aus, LED ein (Wochenende) 00 21 * * 0,6 ~/smarthome/amazonas/spot0-led1.sh # LED aus (Arbeitswoche) 30 22 * * 1-5 ~/smarthome/amazonas/led0.sh # LED aus (Wochenende) 45 22 * * 0,6 ~/smarthome/amazonas/led0.sh # Alle aus (Auffangfunktion) 00 23 * * * ~/smarthome/amazonas/alle0.sh
Meinem Schaltprogramm lässt sich entnehmen, dass es auch die Verwendung von farbigen LED-Leisten vorsieht. Diese wurden im Neubau noch nicht eingesetzt, weil für die größere Beleuchtung längere Leisten benötigt werden. Rote und Blaue Lichtquellen können verwendet werden, um die Farben der Fische hervorzuheben oder einfach nur, um morgens und abends vorgeschaltete sanfte Lichtphasen zu nutzen. Insbesondere in am späten Abend sorgt ein schwaches rotes Licht dafür, dass das Aquarium auch in der Nacht ein Hingucker bleibt.
Kosten und Aufwand
Die Frage, ob eine selbst gebaute Beleuchtung günstiger ist, ist auf jeden Fall berechtigt. Die Antwort lautet: wahrscheinlich nicht oder nur etwas. Der Grund, die Beleuchtung selbst zu bauen, waren meine sehr individuellen Ansprüche (getrennt schaltbare Lichter und der innerhalb des Aufbaus befindliche Futterautomat). Für die Materialien habe ich rund 140 Euro ausgegeben, allerdings ohne die GU10-Spots, ihre Leuchtmittel, Funksteckdosen und die Mehrfachsteckdose, weil diese aus der älteren Beleuchtung übernommen wurden. Bekäme man diese Teile zu günstigen Preisen, würden sich die Gesamtkosten für das Material auf etwa 185 belaufen. Der Bau selbst ging relativ schnell. Weil eine der Lampenfassungen nicht für die LED-Röhre geeignet war, hat sich die Fertigstellung etwas verzögert, insgesamt ist es aber ein Projekt, das gut an einem Wochenende zu schaffen ist.